Braucht mein Hund einen Maulkorb?

Braucht mein Hund einen Maulkorb?
Schön, dass Sie sich für Hundemaulkörbe interessieren. Das Thema betrifft nämlich nicht nur Listenhunde-Besitzer, sondern auch Bahnfahrer und Reisende mit flauschigen Begleitern. Zudem kommt noch hinzu, dass jedes Bundesland und manchmal sogar einzelne Gemeinden unterschiedliche Bestimmungen haben. Und auch beim Tierarzt kann ein Maulkorb für Ihren Hund sehr sinnvoll sein. Im Folgenden haben wir alle wichtigen Fragen zum Thema Hundemaulkorb für Sie beantwortet.
Wann muss ein Hund einen Maulkorb tragen?
In Deutschland hat dazu jedes Bundesland unterschiedliche Bestimmungen. An bestimmten Orten kann eine Maulkorbpflicht herrschen. Meist an Orten, wo viele Menschen sind. So ist es zum Beispiel auch in der Deutschen Bahn Pflicht, den Hund nicht nur an der Leine zu haben, sondern zusätzlich einen Maulkorb anzulegen. Ist Ihr Hund ein sogenannter „Listenhund“ (auch hier entscheidet jedes Bundesland für sich, welche Rasse als solche eingestuft wird), darunter American Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier oder Tosa Inu, muss dieser im öffentlichen Raum zwingend einen Maulkorb tragen. Diese Regel tritt ab einem Alter von sechs Monaten in Kraft. Dabei gibt es jedoch die Möglichkeit, sich für Ihren Hund durch einen positiven Wesenstest eine Ausnahmegenehmigung zu besorgen. Dieser wird meistens durchgeführt von Ordnungsämtern, Veterinärämtern oder Tierärzt:innen.
Warum sollte mein Hund einen Maulkorb tragen können?
Wenn Sie viel in Deutschland oder anderen Ländern unterwegs sind, sollte ihr Hund flexibel und entspannt sein. Da sich je nach Bundesland die Bestimmungen ändern, wo und ob Hunde Maulkörbe tragen müssen, sollten Sie stets informiert sein und Ihren Hund ausreichend trainiert haben. Das kann schon helfen, wenn Sie zum Beispiel Ihre Eltern in einem anderen Bundesland besuchen und Sie dort beim Gassigehen auf eine Maulkorbpflicht stoßen. Weshalb eigentlich jeder Hund an das Tragen eines Maulkorbs gewöhnt werden sollte, ist der Tierarztbesuch. Dieser Termin ist für viele Vierbeiner mit Stress oder Panik verbunden. Selbst wenn Ihr Hund entspannt ist, kann er im Warteraum auf andere vierbeinige Patienten treffen, die für Spannungen und Stress sorgen. Wenn Ihr Hund krank ist oder sich verletzt hat, ist die Behandlung beim Tierarzt auch leider oft mit Schmerzen verbunden. Da jeder Hund bei Schmerzen anders reagiert, kann es durchaus sein, dass auch ein sozialverträglicher Hund in einer solchen Ausnahmesituation unter Umständen nach dem oder der Tierärzt:in schnappt. Deshalb sollte jeder Hund daran gewöhnt sein, einen Maulkorb zu tragen und dies nicht mit Angst oder Stress verbinden. Nur so ist der Umgang für alle Beteiligten sicher.
Kann ich meinen Hund an einen Maulkorb gewöhnen?
Um Ihrem Hund das Tragen des Maulkorbs schonend beizubringen, benötigen Sie etwas Zeit. Am Besten fangen Sie schon früh damit an – was ein Welpe lernt, wird im Alter schwerer. Dennoch ist es möglich, auch Ihrem bereits erwachsenen Hund den Maulkorb anzugewöhnen. Wichtig beim Training ist es, die jeweiligen Übungen immer positiv zu beenden. Auch wenn es Schwierigkeiten gibt, sollten Sie Ihr Haustier nicht schimpfen. Brechen Sie dann das Training eher vorzeitig ab, damit Ihr Hund nicht anfängt, den Maulkorb als etwas Schlechtes anzusehen. Falsch wäre zum Beispiel, wenn Ihr Hund nur dann den Maulkorb aufsetzen muss, wenn etwas für ihn „Schlechtes“ geschieht (Tierärzt:in, Autofahrten, …).,Der Maulkorb darf dem Hund nie zu eng sein oder Schmerzen verursachen. Ebenso sollte er niemals als Strafe eingesetzt werden, sondern nach und nach als etwas ganz Normales in den Alltag integriert werden.

Wie trainiere ich mit meinem Hund das Tragen eines Maulkorbs?
Das Wichtigste dabei ist, sich Zeit zu nehmen. Einen Hund für seinen maulkorb zu begeistern, funktioniert nicht über Nacht, sondern braucht einige Wochen oder sogar Monate. Oft rechnet man grob mit einem Zeitraum von acht Wochen. So stellt man sicher, sein Tier bei den Übungen nicht zu stressen.
- Am besten fängt man damit an, ein Leckerli oder etwas ähnlich Kleines in den Maulkorb zu legen. Zeigen Sie Ihrem Haustier den Maulkorb und lassen Sie ihn selbst ausprobieren, wie er an die Leckerlis kommt. Hat der Hund es geschafft, können Sie von vorne durch die Maulkorb-Schnauze immer wieder Futter nachgeben. Der Maulkorb bleibt weiterhin offen. Sind die Leckerlis aufgebraucht, nehmen Sie Ihrem Hund den Maulkorb wieder ab. So schaffen Sie es, dass der Maulkorb von Anfang an etwas Gutes bedeutet. Diese Übung können Sie immer wieder trainieren. Beachten Sie jedoch, dass der Hund seine Nase immer freiwillig in den Maulkorb stecken sollte.
Trick: Viele versuchen es hier mit einer (Leber-)Wurst Tube, da man diese einfach immer nachdrücken kann. - Schließlich können Sie das Training fortführen, mit einer Änderung: der Maulkorb des Hundes wird dieses Mal geschlossen. Verfahren Sie genauso wie bei der ersten Übung: der Maulkorb bleibt nur an, solange es auch Futter gibt. Diese Übungen sollten über ein paar Wochen immer wieder geübt werden, um dem Hund die notwendige Sicherheit und das Vertrauen für die längeren Tragezeiten des Maulkorbs in der Zukunft zu geben. Woher Sie wissen, wann die Trainingseinheit abgeschlossen ist? Spätestens, wenn Ihr Hund nicht mehr versucht, den Hundemaulkorb abzustreifen.
- Ziehen Sie Ihrem Haustier den Maulkorb an. Am besten Zuhause, in der Nähe seines Körbchens oder im Wohnzimmer. Statt Leckerlis wird dem Haustier nun der Bauch gekrault und alle Stellen, die es besonders genießt. Diese Übung fördert die Entspannung beim Tragen des Hundemaulkorbs. Füttern Sie ihn anschließend durch den Maulkorb mit kleinen Leckerlis. Diese Übung sollten Sie mindestens alle paar Tage wiederholen und auch den Maulkorb ab und an etwas länger anlassen. Die Leckerlis sollten jedoch beim Maulkorb tragen öfter gegeben werden als ohne. Durch diese Routine können Sie den Maulkorb für Ihren Hund in den Alltag integrieren und der Sache den Schrecken nehmen.
- Es geht nach draußen!
Ist Ihr Hund bereits so weit, den Maulkorb daheim zu jeder Zeit tragen zu können, führt der nächste Schritt an die frische Luft. Gehen Sie mit Ihrem Hund ein kurzes Stück spazieren und belohnen Sie ihn dafür mit Leckerlis durch den Maulkorb. Spielen Sie mit Ihrem Haustier und streicheln es beruhigend, falls es nervös wird. Beim nächsten Spaziergang können Sie Ihrem Hund den Maulkorb im Park anlegen, oder wenn Sie gemütlich irgendwo sitzen.
Auch hier gilt: die Länge der Maulkorb-Zeit schrittweise auszudehnen und nach und nach in allen Situationen zu etablieren. Er lernt dadurch, den Hundemaulkorb in jeder Situation tragen zu können und dann steht auch etwas längeren Ausflügen in andere Bundesländer oder zu öffentlichen Plätzen nichts mehr im Wege.
Versuchen Sie bei allen Übungen, den Maulkorb am Ende des Trainings möglichst kommentarlos abzunehmen. Zum Beispiel, wenn Sie beim Leckerli geben den Verschluss öffnen und unauffällig abnehmen.
Der Maulkorb für den Hund: Wie sind die Regelungen in Deutschland?
In Deutschland unterscheidet sich die Maulkorbpflicht für den Hund von Bundesland zu Bundesland. Sogar einzelne Gemeinden können eigene Richtlinien haben. Die meisten Listenhunde müssen jedoch fast überall einen Maulkorb tragen. Sondergenehmigungen gibt es höchstens dann, wenn ein positiver Wesenstest vorliegt.
- Nordrhein-Westfahlen ist zum Beispiel besonders streng, was den Hundemaulkorb betrifft. Hier gilt diese auch für einige Terrier Arten, die als gefährlich eingestuft werden – sogar auf Hundeauslaufflächen. Dazu zählen unter anderem: Alano, American Bulldog, Bullmastiff, Mastiff, Mastino Espanol, Mastino Napoletano, Fila Brasileiro, Dogo Argentino, Rottweiler, Tosa Inu und sämtliche Kreuzungen dieser Rassen. Für Rottweiler gibt es die Maulkorbpflicht in Nordrhein-Westfahlen, Bayern, Brandenburg, Hessen und Hamburg.
- In Bayern unterscheiden sich die Verordnungen je nach Gemeinde. In Nürnberg und München müssen Listenhunde in der Öffentlichkeit einen Maulkorb tragen, sobald diese sechs Monate alt sind.
- In Berlin besteht bei Listenhunden eine generelle Leinen- und Maulkorbpflicht in der Öffentlichkeit.
- In Brandenburg gilt die Maulkorbpflicht für als gefährlich eingestufte Hunde in der Öffentlichkeit sowie Hundeauslaufgebieten. Eine allgemeine Maulkorbpflicht gilt für Hunde in Verwaltungsgebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier zählt bspw. auch der Dobermann zu den gefährlichen Rassen.
Wichtig ist: Der Maulkorb muss einige Voraussetzungen erfüllen. Das Tier muss trinken können. Atmen und auch hecheln muss vollständig möglich sein. Der Hund darf vom Maulkorb nicht verletzt werden und seine Bewegungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden.
Kann mein Hund mit dem Maulkorb essen und trinken?
Ein Maulkorb muss die Voraussetzung erfüllen, dass der Hund darin trinken kann. Es gibt spezielle Modelle mit Fressschutz, die eine Art Netz vor der Schnauze haben, um den Hund vom Fressen von Giftködern etc. abzuhalten. Die meisten gängigen Hundemaulkörbe jedoch haben genug Platz, um dem Hund mindestens ein Leckerli hindurchgeben zu können. Da der Maulkorb keinesfalls zu eng sein darf, wegen Verletzungsgefahr, ist es den Tieren möglich, zu kauen.
Welcher Maulkorb ist für meinen Hund der richtige?
Hierfür gibt es einige Maße, mit deren Hilfe Sie für Ihren Hund den richtigen Maulkorb finden.
- Messen Sie zuerst die Länge; dies ist der Abstand zwischen Nasenspitze und Augenlinie. Dieses Maß in cm sollte exakt sein, aber ohne Spannung gemessen werden.
- Messen Sie als nächstes den Umfang der Schnauze, ca. 2,5cm unter der Augenlinie.
- Als nächstes messen die den Abstand von der Augenlinie bis hinter den Ohransatz über den Kopf des Hundes.
- Nun messen Sie den Halsumfang des Hundes.
- Ebenso brauchen Sie nun noch die Breite-Maße des breitesten Teiles der Hundeschnauze unter den Augen.
- Als letztes messen Sie die Höhe der Schnauze (wenn diese leicht geöffnet ist).
Bitte beachten Sie: Der Maulkorb darf beim Hund nicht zu nah an den Augen liegen. Die Nasenspitze sollte einen bis zwei Zentimeter Platz haben. Der Bügel sollte gepolstert sein. Der Maulkorb sollte nicht zu lang sein oder gar reiben. Der Riemen sollte nicht direkt hinter den Ohren liegen, da diese Stelle empfindlich ist – es ist das gleiche Prinzip wie beim Menschen, der eine zu enge Maske trägt. Bei sehr kurzen Schnauzen, wie zum Beispiel französischen Bulldoggen, ist ein Nasengurt geeignet, da der Maulkorb sonst nur sehr schlecht hält. Weiche Maulkörbe sind besonders angenehm für Hunde, wie weicher Kunststoff, Leder oder Draht. Ebenso gilt: Maulschleifen sind keine Maulkörbe.
Maulkorb für Hunde – Tierquälerei?
Hierbei kommt es viel auf das Training an. Ist Ihr Hund bereits an den Maulkorb gewöhnt, dann stört ihn dieser auch nicht. Haben Sie ihn schrittweise an den Maulkorb herangeführt und hat der Hund keine schlechten Assoziationen damit, fühlt er sich dadurch nicht eingeschränkt, sondern nimmt es als etwas Alltägliches an. Schwierig wird es dann, wenn der Hund nicht genügend Training hatte und im Maulkorb regelmäßig Panik bekommt oder anfängt sich zu kratzen. Wenn der Maulkorb zu eng ist, Schmerzen auslöst oder schlechte Erinnerungen hervorruft, sollten Sie auf jeden Fall daran arbeiten. Nur dann ist der Maulkorb für Hunde gewissenhaft anwendbar. Suchen Sie sich, wenn nötig, die Hilfe einer oder eines erfahrenen Hundetrainer:in. Ein Profi kann selbst in aussichtslosen Fällen noch Wunder bewirken.
